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Island - Mein Spezialgebiet
 


Naturkräfte Islands
Wie Feuerriesen eine Insel im Nordatlantik formten

Willkommen zu meinem Exkurs zur Geologie Islands! Hier finden Sie grundlegende Informationen zur geologischen Vergangenheit und Gegenwart der Insel im Nordatlantik: angefangen bei den Mechanismen der Plattentektonik und der Bildung des Mittelatlantischen Rückens über die verschiedenen Vulkantypen und die geologische Vergangenheit der Westmännerinseln bis hin zur Entstehung der Insel Surtsey und dem Ausbruch des Eldfell auf Heimaey 1973.

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Unter der Erde singt ein andrer, der schwarzrote Hahn in den Sälen Hels.  


In der Geologie spielt weniger die Verteilung von Landmassen und Wasser eine Rolle als viel mehr das Puzzle, das sich darunter befindet: Unsere Kontinente wie auch die Meere befinden sich auf großen Platten, deren Grenzen nicht immer mit den sichtbaren Kontinentalgrenzen übereinstimmen.

verändert nach verschiedenen Quellen

Der Charakter der Plattengrenzen ist verantwortlich für die Art des Vulkanismus an der Erdoberfläche: Zum einen gibt es Platten, die sich aufeinanderzubewegen. Befinden sich auf beiden kollidierenden Platten Landmassen, so entstehen große Gebirgszüge wie beispielsweise der Himalaya (Indische Platte und Eurasische Platte). Diese Platten nennt man Kontinentalplatten. Bewegt sich aber eine ozeanische Platte mit Wassermassen auf eine Kontinentalplatte zu, so wird sie subduziert, das heißt, sie taucht unter die andere Platte ab (gesamte Westküste von Amerika). Da das Gestein der Platte ja nun nicht zu Gebirgen aufgetürmt wird, sondern abtaucht, muss mit diesen Gesteinsmassen irgendetwas passieren. Da die Hitze ansteigt, je tiefer man in die Erde eindringt, wird das in der abgetauchten Platte enthaltene Wasser bald herausgelöst und steigt durch die darüberliegende Kontinentalplatte nach oben. Dadurch wird der Schmelzpunkt des Gesteins herabgesetzt und Teile der Kontinentalplatte schmelzen. Es bilden sich Kammern, in denen sich das geschmolzene Gestein (Magma) sammelt. Solange die ozeanische Platte abtaucht, solange wird auch ständig Magma produziert, das sich dann von Zeit zu Zeit einen Weg zur Erdoberfläche bahnt. Da es viel Wasser und auch andere Gase enthält, ist diese Form des Vulkanismus besonders explosiv. Auf der Weltkarte lässt sich diese Form der Plattengrenzen gut erkennen an den wie auf einer Perlenschnur aufgezogenen Vulkanen. Vor allem die Westküste Amerikas zählt zu diesem Ring of Fire, wie er auch genannt wird. 

Zwei kollidierende Ozeanplatten bilden ebenfalls Vulkane, die als Inseln über die Meeresoberfläche ragen können. So entstehen Inselbögen (Bögen wegen der Krümmung der Erdoberfläche) wie die Phillipinen. 

Bisher war nur die Rede von Platten, die aufeinanderzudriften. Da die Erde aber eine Kugel ist und sich weder ausdehnt noch schrumpft, muss es also auch Nahtstellen geben, an denen die Platten sich voneinanderwegbewegen. Auch hier gibt es wieder verschiedene Möglichkeiten: driften zwei Kontinentalplatten auseinander, so entstehen große Grabenbrüche, die eines Tages aus einem Kontinent zwei machen werden. Ein solcher Grabenbruch erstreckt sich zum Beispiel von Ostafrika über das schwarze Meer und den Rheingraben bis nach Norwegen. Driften zwei Platten auseinander, so geht dies auch immer einher mit dem Austritt von Magma. Dies ist jedoch wesentlich harmloser als am Ring of Fire, da nur wenige Gase enthalten sind und sich das Magma nicht gewaltsam einen Weg an die Erdoberfläche suchen muss. Die Tore werden immer sperrangelweit offengehalten. 

Man hat herausgefunden, dass als Motor dieser erdumspannenden Plattendrift gewaltige Konvektionsströme im Erdmantel dienen. Allerdings konnte man sich noch nicht einigen, ob Huhn oder Ei zuerst da waren: drückt die aufsteigende Gesteinsschmelze zwei Platten auseinander und das Abtauchen ist nur eine logische Konsequenz? Oder zieht ein Konvektionsstrom eine Platte mit nach unten, so dass das Auseinanderdriften an anderer Stelle die Folge ist? Aber wie dem auch sei, fest steht, dass diese Konvektionsströme die Platten ständig in Bewegung halten, was wiederum Antrieb und Grundlage für die meisten Formen des Vulkanismus darstellt. 

An den ozeanischen Riftzonen, dort, wo sich zwei ozeanische Platten auseinanderschieben, erheben sich unterseeische Gebirgsmassive, deren höchste Punkte über die Meeresoberfläche hinausragen. Deutlich durchzieht der mächtige Mittelatlantische Rücken den Atlantik und lässt die amerikanische und eurasische Platte auseinanderdriften. Die über die Meeresoberfläche hinausragenden Inseln sind neben Island Tristan da Cunha, die Azoren und Jan Mayen, um nur einige zu nennen.


Detail einer Karte der NOAA www.ngdc.noaa.gov 

Island stellt mit seinen 103.000 km² den größten sichtbaren Gipfel des Mittelatlantischen Rückens dar. Dies beruht vermutlich auf der Tatsache, dass die Nachlieferung geschmolzenen Gesteins vom Mittelatlantischen Rücken noch verstärkt wird durch den Wyrville - Rücken (Schottland - Grönland), welcher hier kreuzt. Zusätzlich ist Island ein sogenannter Hot Spot: unter der Insel befindet sich eine ständig gefüllte Magmenkammer, die ihre Position nicht ändert. Bereits seit 50 Millionen Jahren tritt Magma aus dieser Kammer aus, doch erst vor 36 Millionen Jahren schob sich die Nahtstelle des Nordatlantiks über diese Kammer und erhöhte so die Menge des austretenden Magmas. 

Vor 16 Millionen Jahren war es dann soweit: das erste Fleckchen Island erreichte die Meeresoberfläche und trotzte von da an dem Ansturm der Wellen. Somit ist es selbsterklärend, dass die Insel fast ausschließlich aus Vulkangestein besteht. Nur einige wenige marine und kontinentale Sedimente lagerten sich im Laufe der Zeit an den Küsten ab. Der Verlauf des Ozeanischen Rückens ist auf Island anhand der aktiven Zone nachgezeichnet: Im Westen, in den Westfjorden im Nordwesten und im Osten befinden sich die ältesten Gesteine aus dem Miozän (~ 16 Millionen Jahre). Diese Hochebenen, die 50% der Insel einnehmen, erstrecken sich auf bis zu 200 km Breite und haben eine Mächtigkeit von annähernd 10 km. Damals sind gewaltige Mengen an Lava ausgeflossen, Gesteinsschicht über Gesteinsschicht legte sich übereinander und baute so mächtige Schichtpakete auf. Diese Schichtstruktur ist im Westen und Osten der Insel sehr gut zu erkennen. Da das Gestein, das auf Island hauptsächlich gefördert wird, so dünnflüssig ist und damit weite Gebiete bedecken kann, nennt man es Flutbasalt. 

Die Förderung von Flutbasalten ist verknüpft mit dem Spaltenvulkanismus, der charakteristisch ist für Island und daher auch oft als isländische Eruption bezeichnet wird. Die Spaltenvulkane folgen im Süden alle der Nordost-Südwest- und im Norden der Nord-Süd-Richtung, entsprechend dem Verlauf des Mittelatlantischen Rückens. 

In der Mitte der Riftzonen, dort, wo die Platten auseinanderdriften, nimmt unweigerlich der Druck im Untergrund ab. Eine physikalische Folge dessen ist das teilweise Aufschmelzen von Gestein. Die sich bei Hitze ausdehnende Schmelze wird leichter und steigt entlang von Störungszonen wie Spalten und Verwerfungen nach oben. Spaltenvulkanismus und die hierbei geförderten Flutbasalte (auch als Decken- oder Plateaubasalt bezeichnet) sind also gebunden an sogenannte basische Schmelzen. Diese sind aufgrund ihres chemischen Cocktails sehr dünnflüssig und können somit weite Gebiete bedecken. 

Im Zentrum Islands befindet sich der Zentralgraben, oft auch als jung- oder neovulkanische oder einfach aktive Zone bezeichnet, der eine Ausdehnung in der Breite von 120 km im Norden und 250 km im Süden aufweist. 

Dieser Grabenbruch innerhalb der Flutbasalte hatte zur Folge, dass die Gesteinspakete in Richtung zum Landesinneren kippten. Auch diese Schräglage lässt sich gut im Westen und Osten der Insel an sämtlichen Fjordwänden wiederfinden. 
Der Graben stellt sozusagen die Symmetrieachse der Insel dar, die Ost- und Westteil der Insel auseinanderdriften ließ und sie noch heute zwei bis drei Zentimeter im Jahr auseinanderschiebt. Nun kann man sich fragen, warum aufgrund der ständig gefüllten Magmenkammer und des andauernden Auseinanderdriftens der Platten nicht eine ununterbrochene Magmenförderung stattfindet. Die aufsteigende Schmelze fließt jedoch meist innerhalb des Erdmantels zu den Seiten hin ab (Konvektionsströme!), was ja auch der Motor des Auseinanderdriftens ist, und bricht das Gestein nur bei zu großer Spannung aufgrund zuviel angestauten geschmolzenen Materials. Die Bruchstelle wird von der ausfließenden Lava schließlich wieder zusammengeschweißt.

Über einen Zeitraum von 15.000 Jahren wurden 340 km³ Lava und 50 km³ Asche an Islands Zentralgraben gefördert. Die ausgeflossene Lava bedeckt ein Gebiet mit einer Ausdehnung von 35.000 km². Die wichtige Position, die Island auf dem Gebiet der Geologie inne hat, bezeugt auch die Tatsache, dass ein Drittel aller lavafördernden Eruptionen der Erde seit 1500 n. Chr. auf Island stattfand. Daher sind die meisten Vulkantypen hier vertreten: 

Die Zentralvulkane (eldborg = Feuerburg) besitzen einen zentralen Förderkanal. Je nach Magmenzusammensetzung unterscheidet man Schildvulkane (auf Island ca. 20 Schildvulkane, Bsp. Skjaldbreiður), Stratovulkane (selten auf Island, Bsp. Snæfellsjökull und Hekla), explosive Vulkane, die als Ringwallkrater ausgebildet sind (sehr selten auf Island, Bsp. Hverfell), Spaltenvulkane (Bsp. Lakagígar) und die Form der, nach entleerter Magmenkammer eingebrochenen Calderen (Bsp. Askja).

Schildvulkane sind die typische Erscheinungsform, wenn ausschließlich dünnflüssige Lava in großen Mengen gefördert wird. Aus dem Grund besitzen diese Vulkane auch nur eine Hangneigung von etwa 8° bei Basisdurchmessern um die 10 km. Kein Wunder also, dass dieser Vulkantyp als Vulkanriese gilt! Und in Island finden sich gleich 20 der weltweit 107 Schildvulkane. 
Stratovulkane sind weltweit zwar am häufigsten vertreten, in Island findet man diesen Vulkantyp allerdings nur selten. Die chemische Zusammensetzung der Lava, die in Island gefördert wird, kann diese Vulkane nicht aufbauen, dazu sind sehr zähflüssige Laven nötig, die abwechselnd als Lavabrei austreten und durch Explosionen zu Asche zerrissen werden. Durch besondere Bedingungen in der magmagefüllten Kammer unter einem Vulkan kann aber auch in Island eine solche Gesteinsschmelze gebildet werden. Auch die Ringwallkrater zählen zu den explosiven Vulkantypen, zu deren Entstehung entweder diese Gesteinsschmelze nötig ist oder aber Wasser, das mit der Lava in Kontakt kommt und so Explosionen auslöst. 

Als charakteristischste Vulkanform Islands zählen die Linear- oder Spaltenvulkane. Die wohl bekannteste stellt die Laki-Spalte dar, eine 25 km lange Spalte mit 100 aufgesetzten Vulkankegeln, die 1783 im Süden der Insel 12,3 km³ Lava förderten. Wie schon erwähnt, werden diese Eruptionen als isländisch bezeichnet. 

Eine Caldera entsteht, wenn die Kammer unter dem Vukan, die zuvor angefüllt war mit geschmolzenem Gestein, entleert ist und einbricht. Kesselartig stürzt das Vulkangebäude ein. Die wohl gefährlichsten und am meisten überwachten Vulkane Islands sind die subglazialen (= unter dem Eis liegenden) Vulkane (Bsp. Grímsvötn, Katla). Das Abschmelzen der überlagernden Eiskappe bei einer Eruption löst immer wieder Gletscherläufe (isl. jökulhlaups) aus, von deren Zerstörungskraft nicht nur isländische Überlieferungen berichten. Ein aktuelles Beispiel ist der vergleichsweise kleine Ausbruch des Grímsvötn im Jahr 1996, dessen geschmolzene Eiskappe wichtige da einzige Brücken im Süden der Insel mitriss. 

Große morphologische Ähnlichkeit mit subglazialen Vulkanen haben die submarinen Vulkane, die nördlich und südlich von Island entlang des Ozeanischen Rückens auftreten. Erst beim Erreichen der Meeresoberfläche bilden sie andere Vulkanformen. Surtsey, eine neue Insel in der Gruppe der Westmännerinseln, stellt die weltweit am besten erforschte submarine Eruption dar. 

Eine isländische Besonderheit sind die Pseudokrater (Bsp. Skútustaðir am Mývatn). Sie entstehen bei Wasserdampfexplosionen, wenn ein Lavastrom über einen Sumpf oder einen See fließt. Ein Förderkanal bestand hier nie. 

 

Entstehung der Vestmannaeyjar 

Als diese Tage vorbei waren, bekamen sie eine Insel zu Gesicht, die sehr rauh und felsig war, über und über mit Asche bedeckt, aber weder mit Bäumen noch mit Gras bestanden, jedoch dicht besetzt mit Schmiedewerkstätten... Sie hörten den Lärm von Blasbälgen, der wie Donner klang... Bald nachher kam einer der Bewohner heraus, um etwas zu verrichten. Er war über und über behaart und Schrecklich anzusehen, umhüllt von Feuer und Rauch. Als er die Diener Christi in der Nähe der Insel bemerkte, wandte er sich zu seiner Schmiede zurück, laut Weh! Weh! Weh! schreiend. St. Brendan bewaffnete sich selbst mit dem Zeichen des Kreuzes und sprach zu seinen Gefährten: “Setzt mehr Segel und rudert tüchtig, damit wir von dieser Insel wegkommen!“ Dies hörte der wilde Mann... Er sprang zum Strand hinunter, in seiner Hand ein Paar Feuerzangen, mit denen er eine brennende Masse trug, die wie Asche aussah und eine fürchterliche Hitze verbreitete. Diese warf er plötzlich gegen die Diener des Herrn... Sie waren aber schon weit genug von der Insel entfernt und wurden nicht getroffen, aber dort, wo die Masse ins Meer fiel, flammte sie auf wie glühende Kohle, und ein entsetzlicher Rauch stieg empor, wie aus einem Schmelzofen. als sie bereits eine gute Meile von der Stelle weg waren, wo die brennende Masse niedergefallen war, drängten auch die anderen Bewohner der Insel zum Strande, ein jeder gewichtige Massen glühender Asche tragend und gegen die Diener Gottes werfend. Dann kehrten sie zu ihren Schmieden zurück, die alle in helle Flammen gehüllt waren, so dass die Insel wie ein feuriger Kegel aussah. Allseits kochte das Meer auf, und das Wasser dampfte wie in einem Kochtopf, der über gut genährtem Feuer steht. All diese Tage, auch noch, als sie die Insel nicht mehr sehen konnten, hörten die Brüder das laute Wehklagen der Bewohner dort, und ein erstickender Gestank war noch auf große Entfernung zu verspüren. Hierauf versuchte St. Brendan, den Mut seiner Brüder wieder zu heben, und sprach: “Soldaten Christi, seid stark im wahren Glauben und in der Rüstung des heiligen Geistes, fürdahin, dass wir nunmehr die Grenzen der Hölle überschritten haben!“ 

(Aus dem Bericht über eine Fahrt des Mönches St. Brendan vor der Südküste Islands im 6. Jahrhundert, festgehalten im Liber Miraculorum (Wunderbuch), verfasst 1178 von dem Mönch Herbert von Clairvaux )

Die Vestmannaeyjar („Westmännerinseln“) verdanken ihren Namen irischen Sklaven, die sich auf der Flucht vor ihren isländischen Herren hier ansiedelten. Die Inselgruppe besteht aus achtzehn Inseln, darunter zehn Hauptinseln, deren größte Heimaey ist. Es folgen Surtsey, Ellidaey, Bjarnarey, Alfsey, Sudurey, Hellisey, Brandur, die Gruppe von Geldungur und Geirfuglasker. Sie befinden sich rund 30 km vor der Südküste Islands und entstanden alle in den letzten 12.000 Jahren. Außer dieser sichtbaren Inseln wurden weitere 60 Vulkane auf dem Meeresboden entdeckt. 

Vor 12.000 Jahren war dieser Teil des Mittelatlantischen Rückens sehr aktiv, an vielen Stellen trat Lava aus, einige Vulkan erreichten die Meeresoberfläche und blieben über die Jahrtausende trotz ständiger Erosion durch das Meer in Teilen erhalten. Alle Felsen im Norden Heimaeys, die Norðurklettar (=Northürklettar), stammen aus dieser Zeit. Vor etwa 7000 Jahren tauchte dann weiter südlich ein weiterer Vulkan aus dem Meer: der Stórhöfði (=Stourhöfthi), heutige Südspitze der Insel. 1000 Jahre später wurde der Sæfjall (=Saifjatl) an die Nordostseite des Stórhöfði angeschweißt. Es gab zu der Zeit also eine Kette 12.000 Jahre alter Vulkane im Norden und dann die über eine schmale Landzunge verbundenen Vulkane im Süden. Dazwischen lag jedoch noch das Meer. Erst die Lavamassen des Helgafell (=Helgafetl), der vor 5000 Jahren entstand, konnte diese Inseln miteinander verbinden. Lava konnte nur deshalb ausfließen, da der Krater die alten Ablagerungen des Sæfjall durchstieß und somit nicht mit Wasser in Berührung kam. Ansonsten wäre das Magma durch die Wasserdampfexplosionen als Asche verteilt worden und nicht als Lava ausgeflossen. Der Helgafell hat Heimaey letztendlich erschaffen und auch bewohnbar gemacht, die Insel hatte nun eine Fläche von 11,5 km². In den folgenden Jahrtausenden beschränkte sich der Vulkanismus darauf, weitere Inseln aus dem Meer aufsteigen zu lassen. Besonders spektakulär und als willkommenes Geschenk für die Wissenschaftler entstand Surtsey (= Sürtsey) von 1964 bis 1967 südwestlich der Insel. 

 

Surtsey – die Geburt einer Insel 

Die Midgardschlange speit Gift aus, daß Luft und Meer entzündet werden; entsetzlich ist ihr Anblick, indem sie dem Wolf zur Seite kämpft. Von diesem Lärmen birst der Himmel: da kommen Muspels Söhne hervorgeritten. Surtur fährt an ihrer Spitze, vor ihm und hinter ihm glühendes Feuer. Sein Schwert ist wunderscharf und glänzt heller als die Sonne.

Diese Weissagung aus der Edda bezieht sich sicherlich auf den Morgen des 14. November 1963, als Fischer von Heimaey eine Aschewolke über dem Meer entdeckten. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Krater noch unter der Wasseroberfläche. Die Spalteneruption am Ozeanboden ließ einen Vulkankegel wachsen, der Druck der auflastenden Wassersäule verhinderte jedoch Explosionen. Am folgenden Tag erreichte der Vulkan die Meeresoberfläche, was aufgrund des nachlassenden Wasserdruckes Asche- und Dampfexplosionen mit sich brachte, und eine 10 m hohe Insel entstand - Surtsey, benannt nach dem Feuerriesen Surtur aus der isländischen Mythologie. Die Aschewolke dehnte sich bis zu 9 km Höhe aus. Vier Tage später war Surtsey schon 60 m hoch und 600 m lang, sie bildete einen langgestreckten Rücken, der von einer langen Spalte geteilt war. Heiße Lava trat an zwei bis vier Stellen aus.

Gegen Ende Januar gab Surtur, der Hauptkrater der mittlerweile 174 m hohen und 1300 m breiten Insel, seine Tätigkeit endgültig auf. Schon am 1. Februar entstand jedoch „Surtur Junior“, der Nachfolgekrater, im nordwestlichen Teil der Insel. Auch er behauptete sich gegen das Meer und warf einen Aschenwall auf. So vom Wasser abgeschnitten bildete sich am 4. April ein Lavasee von 120 m Durchmesser, aus dem Lavaströme gefördert wurden. Am 17. Mai 1965 war Surtsey zum letzten Mal aktiv. Die Insel hatte eine Größe von 2,45 km² und eine Höhe von 196 m erreicht. 

 

Entstehung des Eldfell, Heimaey 1973 

Da geschieht es, was die schrecklichste Zeitung dünken wird: dass der Wolf die Sonne verschlingt, den Menschen zu großem Unheil. Der andere Wolf wird den Mond packen und so auch großen Schaden tun, und die Sterne werden vom Himmel fallen. Da wird sich auch ereignen, dass so die Erde bebt und alle Ketten und Bande brechen und reißen. 

Das erste Beben auf Heimaey wurde am 21. Januar 1973 um 20:00 Uhr registriert. Die seismische Tätigkeit wurde stärker, und die Abstände zwischen den Beben nahmen ab. Um 1:55 Uhr des 23. Januar 1973 öffnete sich an der Ostflanke des Helgafell eine Spalte von 1800 m Länge. Lavafontänen schossen hoch in die Luft. Alle zwei Sekunden durchschlugen Explosionen die Nacht. 
Nach 24 Stunden waren schon 10 Millionen Kubikmeter Lava und Asche gefördert worden. Am 25. Januar konzentrierte sich der Ausbruch auf einen Krater im nordöstlichen Teil der Spalte. Am 30. Januar war der neue Vulkan schon 185 m hoch, und seine geförderte Lava hatte die Insel bisher um 1 km² vergrößert. Die anfangs zahlreichen Lavaströme bewegten sich bald flächenhaft als Lavafeld vorwärts. Zu Beginn der Eruption war die Hauptabflussrichtung nach Osten und Norden gerichtet. Der Westwind trug die Asche ins Meer. Er drehte jedoch zeitweise auf Osten und bedeckte somit den östlichen Teil der Stadt mit einer etwa 5 m dicken Ascheschicht, das Stadtzentrum noch mit 70 bis 150 cm. Am 20. Februar brach der nördliche Kraterrand ab. Der größte abdriftende Block, Flakkarinn - der Landstreicher - genannt, wog etwa 20 Millionen Tonnen und schwamm in der Lava mit. Kurz vor der Hafeneinfahrt wurde er schließlich durch die Abkühlmaßnahmen gestoppt. 

„Pissa á hraunið“, wobei „á hraunið“ bedeutet „auf die Lava“, - so belächelte man in Island anfangs die Aktion, mit Pumpen gegen die vorrückende Lavafront anzugehen. Die Idee, die Lava durch Abkühlen aufzuhalten, kam von dem Physiker Thorbjörn Sigurgeirsson. Neben diesem Vorgehen gegen den Lavastrom sollte zum anderen auch eine Barriere errichtet werden, um ein Vordringen stadtwärts zu verhindern. Die freiwilligen Helfer, der Katastrophenschutzdienst, auf Island stationierte amerikanische Truppen und die Feuerwehr konzentrierten sich zu Beginn primär auf die Lavafront, Meerwasser wurde durch Feuerwehrschläuche gepumpt. Die Lava war etwa 800°C heiß, das Wasser reduzierte diese Hitze lokal um den Faktor vier und ließ somit das geschmolzene Gestein erstarren. Eine Mauer aus abgekühlter Lava verhinderte so das weitere Vordringen der noch flüssigen Lava. 

Bald ging man jedoch dazu über, die Lava großflächiger abzukühlen. Für dieses Vorhaben wurden Wasserleitungen auf der Lava verlegt, die 5 cm dicke Kruste auf dem Lavastrom war stark genug, um eine Person zu tragen und auch vor der Hitze zu schützen. Allerdings durfte man nicht auf einem Punkt stehenbleiben, sondern musste ständig in Bewegung sein. An den Stellen, an denen die Oberflächenkruste 45 cm dick war, wurden Bulldozer auf der Lava eingesetzt, um die schweren Rohre und Pumpen zu transportieren und um einen Weg zu errichten, auf dem eine Wasserleitung mit einem Durchmesser von 70 cm verlegt wurde. Diese Leitung war aus Plastik, solange jedoch Wasser durch sie floss, konnte sie nicht schmelzen. Insgesamt waren etwa 500 Personen an diesem Wettlauf mit der Zeit beteiligt. Die Arbeit auf der vorrückenden Lava war nicht ungefährlich: 

„Often, we could not see. You could not see an arm length. You found your way by the noise of the volcano, by the shape of the lava, by the pipelines. [...] Look up in the air for a bomb. If you think one is coming down on you, wait until you are sure it will hit you, then step aside.“ (Thorbjörn Sigurgeirsson) 

Die insgesamt 25 Kilometer Wasserleitung und die 43 Pumpen auf der fließenden Lava machten es möglich, sie schon weit vor der Front zu kühlen, und man hoffte, sie bis zu ihrer Basis zum Erhärten zu bringen. Anfang April wurden Pumpen mit größerer Kapazität aus Amerika eingesetzt. Etwas mehr als ein Kubikmeter Wasser wurden pro Sekunde aus dem Hafenbecken auf das heiße Gestein gepumpt. 

Zu Beginn der Eruption konzentrierte man sich darauf, den nach Norden fließenden Strom aufzuhalten, da er die Hafenzufahrt aufzufüllen drohte. „With no harbor, there is no town. It is just a summer holiday“ kommentierte ein Inselbewohner. 10,4 Millionen Liter Meerwasser wurden auf die Lavafront gepumpt. Als Mitte Februar der nördliche Kraterrand abrutschte („Flakkarinn“) und dieses Material den Lavastrom noch beschleunigte (30m/h), rief man das Pumpschiff „Sandey“ zu Hilfe, das sonst Meeresmuscheln vom Ozeanboden ansaugt, da es auf Island keinen Kalkstein gibt. Dieses Schiff ist mit einem Pumpensystem ausgestattet, welches eine Wasserförderung von 24.000 l/min. ermöglichte. Zusammen mit den übrigen Pumpen konnte die Wassermenge verfünffacht werden. Vier Tage lang bangte man, ob der Hafen gerettet werden könne, da die nachrückende flüssige Lava die abgekühlte Front zu durchbrechen drohte. Schließlich floss sie jedoch seitlich ab, die Barriere hielt stand, der Strom war gestoppt. 

Neben diesem Kampf, der am Hafen geführt wurde, musste jedoch auch ein nach Westen fließender Strom, der sogenannte „City Flow“, aufgehalten werden. Am 22. März rückte die Lava mit ihrer 20 m hohen Front schneller als bisher (40 m/h) vor und konnte auch von einem zweiten Schutzwall nicht aufgehalten werden. An einem einzigen Tag bedeckte sie ein Gebiet von 7,2 ha und begrub 60 Häuser unter 20 m hoher Lava. Auch die Leitungen und Pumpsysteme waren größtenteils zerstört worden; in den nächsten Tagen hatte es Vorrang, die verbliebenen Pumpen und nicht die Häuser zu retten, um sie vor der Lavafront erneut in Betrieb zu nehmen. Der City Flow stoppte schon am zweiten Tag. 

Neben der Lava stellte aber auch der Aschenauswurf des Eldfell eine Bedrohung dar. Zu Beginn der Eruption trug der Westwind die Asche ins Meer, aber der Wind drehte bald auf Ost und bedeckte die Dächer der Stadt mit Asche. Diese mussten ständig freigeschaufelt werden, um ein Einstürzen zu verhindern. Fenster wurden mit Wellblech geschützt. Am sechsten Tag drehte der Wind erneut auf Südwest, 3 Mio. m³ Asche waren in der Zeit in der Stadt abgelagert worden. Wäre der Wind zu Beginn der Eruption, wie normalerweise im Winter, aus der entgegengesetzten Richtung gekommen, so hätte es weit schlimmere Folgen für die Insel gehabt. 

Dank des schlechten Wetters am Tag vor dem Ausbruch waren alle Schiffe im Hafen, so dass die 5300 Einwohner innerhalb neun Stunden evakuiert werden konnten. Die Kranken wurden mit Flugzeugen vom Inselkrankenhaus auf die Hauptinsel gebracht. Das einzige Opfer der Eruption starb an einer Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung, als es in einer verlassenen Apotheke des gesperrten Stadtteils einbrach und in den Keller hinabstieg. 

Am 3. Juli 1973 wurde die Eruption offiziell für beendet erklärt. Insgesamt hatte der Eldfell 288 Mio. m³ Lava und 26,2 Mio. m³ Asche gefördert. Die Grundfläche Heimaeys hatte um 20% zugenommen. 300 Häuser waren unter der Lava begraben und 80 verbrannt oder unter der Asche zusammengestürzt. Der Ausbruch hatte nicht nur materiellen Schaden angerichtet, sondern die Insel auch in eine wirtschaftliche Krise gestürzt. Man wusste sich jedoch wieder zu helfen: Die Asche wurde genutzt, um die Landebahnen des Flughafens auszubauen, und sie wurde als Füllungsmaterial für die Standorte der neuen Häuser verwendet. Weiterhin zeigte eine amerikanische Baufirma Interesse an der Asche, da sie als Isolierungsschutz dient. Der Eldfell brachte nicht nur Zerstörung, seine weit in den Hafen hineinreichende Lavazunge dient seitdem als Wellenbrecher, ein idealer Schutz für den Hafen. Die hinzugewonnene Fläche (etwa 1,5 km²) ermöglichte einen Ausbau der Hafenanlagen. Die Hitze der nur sehr langsam abkühlenden Lava (1988 war das Innere der Lavaströme noch geschmolzen) wurde genutzt, indem man Wasserleitungen durch sie hindurchführte. Mittlerweile steht diese Energie jedoch nicht mehr zur Verfügung. 

Die schnelle Erholung der Insel ist nicht zuletzt dem Optimismus der Isländer zu verdanken: Während der Eruption gaben die Wissenschaftler und Helfer den Kampf gegen die Lava nicht auf; nach der Eruption kehrten zwei Drittel der Bevölkerung zurück, um mit dem Bau neuer Häuser zu beginnen; schon während der Eruption, am 24. Februar, nahm eine der beiden Fischmehlfabriken ihre Arbeit wieder auf. Heute ist Heimaey ein Eldorado für Vulkanologen wie auch Touristen, und es ist erneut/noch immer Islands wichtigstes Zentrum für Fischexport.